Die Grandmühle – Architektur und Technik

Ebbers Grandmühle und ihr Mahlwerk

Ebbers Mühle – heute ein Erlebnispunkt der Stadt Bad Wünnenberg, wurde in Handarbeit im Jahr 1929 erbaut und bis ins Jahr 1957 zur Grandgewinnung betrieben. Zur Errichtung dieses Museums wurde die Mühle 1998 abgerissen und am hiesigen Ort, auf dem Hassel, rekonstruiert. Als Teil des Mühlenweges des Paderborner Landes ist sie zentraler Treff- und Informationspunkt der historischen Nutzung.

Die Grandmühle zerkleinerte groben Sandstein, der hier vor Ort gebrochen wurde zu grobem Mörtelsand. Dieser Grand (grober Sand) eignete sich besonders gut zum Erstellen von Sandsteinsockeln beim Häuserbau, weil Grand als reines Siliziumquarzgestein keine Feuchtigkeit aus dem Boden aufsteigen lässt.

Wenn nach dem Brechwerk das Material durch die Walzenmühle zerkleinert war, wurde es über das Kettenbrecherwerk auf ein langes Rüttelsieb gefördert und konnte dann abtransportiert werden.

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Der ursprüngliche Standort

Ebbers Grandmühle lieferte den von lehmigen Anteilen freigewaschenen Grand in die ganze Region, und man stellte daraus auch zementgebundene Dachpfannen her, die bis weit ins Sauerland als „Wünnenberger Sturmpfanne“ beliebt war. Die Haltbarkeit der vor 1911 hergestellten Pfannen betrug teils an die 100 Jahre! 

1923 bekam die Grandmühle einen Dieselmotor der Fa. Deutz, den die Historische Landtechnik bereits wieder mit Originalersatzteilen betriebsbereit gemacht hat. Auch der ca. sechs Tonnen schwere Backenbrecher wurde wieder gangbar gemacht.

Die gesamte Originaltechnik wurde beim Abriss der alten Mühle, die 1998 einer Straßenbegradigung weichen musste, durch die Historische Landtechnik ausgebaut und eingelagert. Die alte Grandmühle wurde durch die Bauingenieure Cornelia und Klaus-Joachim Prien genau vermessen und fotografisch dokumentiert, sodass kaum 100 m vom Originalplatz für die alte Technik ein funktionsfähiger Neubau entstehen kann.

Das Gebäude

1998 stellte sich eine neue Herausforderung. Die seit Anfang des Jahrhunderts bis 1957 betriebene Grandmühle sollte dem Ausbau der Landstraße L 549 weichen. Sie war da bereits im Stadtbesitz und wurde 1992 vom Denkmalamt in Münster als erhaltenswertes technisches Kulturdenkmal – in dieser Form einzigartig in NRW – unter Schutz eingestuft. Sofort erklärte sich Ferdi Otte für die Landtechnik bereit, diese einzigartige Technik nach der Demontage durch die Feuerwehr einzulagern und später wieder in Funktion zu bringen. Das sollte aber mehr als 20 Jahre benötigen.

2016 war der Wiederaufbau im lokalen Entwicklungskonzept unserer Leader- Region verankert.

Nach langen Beratungen wurde endlich am 12. August 2019 der Förderbescheid erteilt.

Lebendiges Museum Ebbers Grandmühle

Trotzdem hat die historische Landtechnik die Baumaßnahme zügig begonnen und konnte Mitte des Jahres 2020 weitgehend abgeschlossen werden:

Das „lebendige Museum Ebbers Grandmühle“ ist wieder vorzeigbar und inzwischen auch in der Museumsinitiative OWL verankert. Vorläufig kann das Museum nur nach Terminvereinbarung und jeden Mittwoch ab 18.00 Uhr besucht werden. Aber an regelmäßige Öffnungszeiten ist gedacht, sobald die entstandene Finanzierungslücke geschlossen werden kann.

Nur durch enorme Eigenleistung des Vereins und private Sponsoren sind wir soweit gekommen. Weitere Spender sind herzlich willkommen.

Die eigentliche Mahltechnik ist zwar wieder funktionabel, muss aber noch perfekt installiert werden. Auch barrierefreie Zugänge und Sanitäranlagen müssen noch eingerichtet werden.

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Vom Neubau der Mühle

Als erster Bauabschnitt wurde auf der von der Stadt Bad Wünnenberg zur Verfügung gestellten Fläche in 2005 und 2006 als „lebendiges Museums“ eine Feldscheune mit Leadermitteln errichtet (Projektantrag Nr. 30, Beschluss 15.07.2004). Der zweite Bauabschnitt, der bereits im ersten Leaderantrag 2004 aufgenommen wurde und für den eine positive Bauvoranfrage vorliegt, soll nun auf einstimmigen Beschluss der Jahreshauptversammlung der Historischen Landtechnik vom 19. März 2016 realisiert werden. Eine Kofinanzierung der Leadermittel hat die Energiestiftung Sintfeld bereits in Aussicht gestellt.

Die Berechnung und Bauplanung geschah durch den Architekten Dipl. Ing. Alfred Schlüter. Die Fertigstellung und der Einbau der Technik in das Gebäude wurde durch den Verein in Eigenleistung geplant und durchgeführt. Für den Betrieb als „Lebendes Museum“ kann auf städtischen Grundstücken ohne großen Aufwand entsprechendes Grandmaterial gewonnen werden.
Als ein weiterer Baustein eines eigenen „Mühlenweges“ im südlichen Paderborner Land stellt diese Mühle für den Tourismus sicherlich eine wesentliche Bereicherung dar.

Der bis 1100 m mächtige Briloner Massenkalk aus dem Devon (ca. 300 Millionen Jahre alt) entwässert auf der darunter liegenden Sandsteinschicht zur Nordseite. Dieser Sandstein hat teils eine grobe Körnung (= „Grand“) und geringe Festigkeit (Wassersättigung).
Er war leicht abbaubar und zur Herstellung von Mörtel insbesondere im Sockelbereich bestens geeignet, weil durch Verkieselung eine natürliche Wassersperre im Mauerwerk entstand.